10 Jahre Generation Erde – Referat von Franz Alt
Die Frage aller Fragen ist die Klimafrage, da ist sich Franz Alt sicher. Denn es ist unsere Existenzfrage. Der renommierte Journalist und erfolgreiche Buchautor war als Referent zur Feier des zehnjährigen Bestehens des Hallerndorfer Klimaschutzvereins „Generation Erde“ eingeladen worden. Fast zwei Stunden sprach er im Saal der Brauereigastwirtschaft Rittmayer zum Thema „Auf der Sonnenseite – Warum uns die Energiewende zu Gewinnern macht“. Rund 100 Zuhörer klebten an den Lippen des 79-jährigen. Er warb für eine rasche Umsetzung der Energiewende. „Weil wir es können“, machte er anhand von vielen Beispielen deutlich. Und weil es die „Überlebensfrage für die Menschheit ist“.
Den Klimawandel könne kein real denkender Mensch mehr infrage stellen. Die Fakten seine eindeutig, belegte Alt anhand von Diagrammen und Schaubildern nicht ohne einen Seitenhieb in Richtung des amerikanischen Präsidenten Donald Trump und der AfD, die noch immer den Klimawandel bezweifeln. „Kleinere Klimaveränderungen gab es schon immer, in diesem Ausmaß wie heute aber gab es das noch nie!“, veranschaulichte der studierte Politikwissenschaftler, Historiker, Theologe und Philosoph. Sein düsteres Bild der Zukunft: „Wir verschwinden von der Erde, wenn wir weiter gegen die Naturgesetze handeln. Wenn wir so weitermachen, werden wir geröstet und getoastet“.
Es gebe aber noch die Chance, das Schlimmste zu verhindern: „Die durch den Menschen geschaffenen Probleme können durch den Menschen gelöst werden. Denn technisch können wir viel, viel mehr“, so Alt. „China ist heute Solarweltmeister und ganz vorne in der Windenergie. Und das mit deutscher Technik“, gab der Referent zu bedenken. Wir können, wenn wir wollen, zu 100% erneuerbare Energie erzeugen, ist er sich sicher. Eine halbseidene Lösung werde die Klimafrage nicht lösen. Eine wesentliche Rolle beim Umstieg spielt für ihn die Solarenergie. „Die Sonne stellt keine Rechnung“, so die plausible Begründung des bekannten TV-Journalisten. 15.000 mal mehr Energie als alle Menschen auf der Erde verbrauchen kommen durch die Sonnenstrahlen zu uns. Kostenlos. Das Problem: die Lobbyisten verdienen damit kein Geld. „Die Sonne ist zu weit weg, da kommt RWE nicht ran“, übte er sich in Zynismus.
„Wir haben Kriege um Öl, die Alternative heißt Frieden mit der Sonne“, so seine einfache Lösung. Alt zeigte auf, wie wir die Zukunft unserer Kinder und Enkel aufs Spiel setzen: „Täglich verwüsten wir auf unserem Planeten rund 50 000 Hektar mit unserem Energieverbrauch, jeden Tag gehen 86 Millionen Tonnen fruchtbares Land verloren und alle 24 Stunden werden 150 Tier- und Pflanzenarten ausgerottet. So kann es nicht weitergehen!“ „Die Katastrophen werden sich mehren, die Flüchtlingsströme aufgrund des Klimawandels in nicht geahnten Ausmaßen zunehmen“, blickte er in eine nicht allzu weit entfernte Zukunft. „Wir müssen jetzt handeln, ehe wir an den Punkt kommen, wo es kein Zurück mehr gibt“, appellierte er.
Mit Bildern von architektonischen Vorzeigeprojekten auf der ganzen Welt zeigte Franz Alt seinen Zuhörern, wie man Solarzellen hervorragend in die Gebäudestruktur integrieren kann. Und er fand lobende Worte für den Hallerndorfer Klimaschutzverein. Die von den Mitgliedern angeregten Projekte wie die Bürgerphotovoltaikanlage, das Nahwärmenetz und viele weitere Ideen sind Teil eines globalen Prozesses des Umdenkens. „Andere schauen auf Hallerndorf und machen es nach. Weil es bei euch funktioniert“, lobte er den alternativen Weg der Kommune. Er machte auch einen Unterschied zwischen der in Bonn stattfindenden 23. Weltklimakonferenz und der Aischtalgemeinde aus: „In Hallerndorf wird gehandelt, in Bonn geredet“. Dieses große Lob des Experten zum Jubiläum nahmen die Mitglieder des Jubelvereins dankend an.
„Wenn es bei einem Vortrag von fast zwei Stunden bis zur letzten Minute mucksmäuschenstill ist, sagt das alles über die Qualität des Referenten aus“, freute sich der Vorsitzender des Vereins „Generation Erde – Klimaschutz in Hallerndorf“ über den gelungenen Coup, Franz Alt nach Hallerndorf zu holen. Den Kontakt dazu hatte Bürgermeister Torsten Gunselmann hergestellt. Er nutzte die Gelegenheit, ihn um einen Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde zu bitten. Zum zehnjährigen Jubiläum des Klimaschutzvereins fand der Gemeindechef ebenfalls lobende Worte: „Ihr seid Querdenker und Antreiber. Ihr seid das grüne Gewissen der Gemeinde“. Als eine „würdige Geburtstagsfeier“ bezeichnete Landrat Herman Ulm die Veranstaltung von „Generation Erde“. „Die Vielzahl der Aktivitäten, die Projekte vor Ort, das ist es, was Klimaschutz ausmacht. Der Landkreis ist darauf angewiesen, dass es direkt vor Ort in den Dörfern und Kommunen vorangeht. Dafür leistet ihr einen großen Dienst“, so Ulm.