Buch über die Geschichte Hallerndorfs

Auf seiner „Entdeckungsreise“ durch die Ortsgeschichte von Hallerndorf brachte der Pautzfelder Historiker Dr. Hans Schaub einige bedeutende Fakten des Dorfes im Aischtal ans Tageslicht. Im 2. Kapitel seines 128-seitigen Buch „Hallerndorf im Blickfeld“ begibt er sich auf Spurensuche einer ersten urkundlichen Erwähnung von Hallerndorf und wurde im Bamberger Staatsarchiv fündig.

In einem Kopialbuch – also einer Abschrift der ursprünglichen Urkunde – aus dem 15. Jahrhundert wird „Haladorff“ (so der frühere Name) in Zusammenhang mit dem Patronatsrecht der Herren von Gründlach nach den aufwendigen Recherchen Schaubs am 09. Juni 1270 erstmals erwähnt. Damit könnte in drei Jahren ein großes Fest gefeiert werden: 750 Jahre Hallerndorf. Erste Siedlungen gab es nachweislich in Hallerndorf in der Spätlatènezeit, also zwischen 200 bis 50 vor Christi Geburt. Das ergaben archäologische Grabungen beim jüngsten Baugebiet „Boint“ am westlichen Ortsrand.

Hans Schaub stieß bei seinen Recherchen auch auf einen echten „Schildbürgerstreich“ in der Ortsgeschichte. So war in einer historischen Reihe über verfallene Schlösser berichtet worden, dass die Hallerndorfer ihre Schlossruine anfangs des 19. Jahrhunderts deshalb abrissen und Steine für den Schleusenbau des Ludwig-Donau-Kanals verkauften, weil sie die große Sorgen hatten, dass sich Spatzen in der Schlossruine häuslich niederlassen würden und dann ihre Getreideernte gefährden könnten.

Auch von einer besonderen Rarität in Hallerndorf berichtet der Autor. Sie dürfte einmalig im Landkreis Forchheim und weit darüber hinaus gewesen sein: Im Jahre 1751 wurde in Hallerndorf eine „Freyschul“ eingerichtet. Der Schulbesuch für alle Kinder war kostenlos, zu der damaligen Zeit eine echte Revolution. Die eigens geschaffene Schulordnung sah pädagogische Elemente vor, wie die feste Verankerung des Sportunterrichts und das Helferprinzip unter den Schülern. Mit der Säkularisation wurde dieser Schultyp jedoch wieder aufgelöst und durch eine staatliche Schule ersetzt. Jetzt wurde wieder Schulgeld erhoben.

Sehr fortschrittlich zeigte sich Hallerndorf, wenn technische Innovationen die Erleichterung der alltäglichen Arbeit brachten. So hatte sich bereits 1909 die Dorfgemeinschaft in einer Genossenschaft, Elektra genannt, zusammengeschlossen, um in der ehemaligen Mühle an der Aisch jetzt ein Elektrizitätswerk einzurichten, das Hallerndorf und die Dörfer in der Nachbarschaft mit Strom versorgte.

Eine weitere gemeinschaftliche Leistung war der Bau von sechs Brunnen im Dorf mit fließendem Wasser, von dem jeder Hallerndorfer sein Wasser nach Belieben schöpfen konnte.

Auch traurige Ereignisse bestimmten das dörfliche Leben in Hallerndorf. So hatten die wirtschaftlichen Krisen in Deutschland während des 19. Jahrhunderts ebenso unsere Region erfasst. Viele Bewohner des Landkreises Forchheim und auch aus Hallerndorf verließen daher ihre Heimat und wanderten nach Amerika aus, um dort eine neue Existenz begründen zu können. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung Hallerndorfs betrug immerhin ca. 15 Prozent. Der Werdegang einer Auswanderung wird systematisch dargestellt und die einzelnen Auswanderer wurden namentlich erfasst.

In insgesamt 26 Kapiteln hat der Historiker Dr. Hans Schaub viele – für manche bekannte aber auch ganz neue – Informationen über Hallerndorf, einer Ortschaft mit einer über 700-jährigen reichsritterschaftlichen Vergangenheit mit oftmals wechselnden Herrschaften zusammengestellt. Neben der Einarbeitung der neuen Erkenntnisse von neu gefundenen Dokumenten hat er schließlich die wechselnden Herrschaften als erster systematisch erfasst und dargestellt. Im Werk von Hans Schaub, das im Format 21 x 25 gedruckt ist, werden vielfältige Bereiche der Hallerndorfer Vergangenheit, aber auch Besonderheiten der Gegenwart beleuchtet.

Leider sind von dieser herrschaftlichen Zeit in Hallerndorf überhaupt keine baulichen Relikte mehr vorhanden, obwohl hier früher eine Wasserburganlage und eine nachfolgende Schlossanlage existent waren. Mit Hilfe von gesichteten archivalischen Dokumenten konnte eine bildhafte Rekonstruktion der ehemaligen Schlossanlage vorgenommen werden. Durch die Beschreibung der Fachausdrücke in Rasterboxen, vielen Bildern und Illustrationen ist das historische Werk ein Buch, das für Laien gut zu lesen ist.

„Hallerndorf im Blickfeld“ ist nach der Biografie über Levi Strauss, die bei Arte sogar verfilmt wurde, und seinem Buch über den Kreuzberg bei Hallerndorf das dritte Werk von Dr. Hans Schaub, das überregionale Beachtung findet. Schon bei den Arbeiten zu seinem Buch über die Kreuzbergkirche hatte Hans Schaub Hallerndorf aufgrund der vielen Überschneidungen der Informationen im Blickfeld. Es ist wohl kein Zufall, dass der Titel seines neuen Werkes auch genauso heißt. Es kann zum Preis von 15 Euro in der Gemeinde Hallerndorf, bei der örtlichen Volksbank und bei den beiden Brauereigaststätten Lieberth und Rittmayer erworben werden.