Die Kreuzbergkirche bei Hallerndorf

Der Kreuzberg bei Hallerndorf war schon immer das Ziel frommer Pilger, die ihre Sorgen und Ängste zum gekreuzigten Erlöser trugen, um sich bei ihm Segen und Heil zu erbitten. So sind in der Blütezeit der Kreuzbergwallfahrt bis zu 23 Wallfahrten an einem Tag bezeugt. Vor der Fassade an der Nordwestseite der Kirche war für diesen Zweck ein Außenaltar für eine so genannte Beimesse errichtet worden. Schließlich reichte für solche Massen von Pilgern der Platz in der Kirche bei weitem nicht aus. An den Außenwänden der Wallfahrtskirche befinden sich fünfzehn stichbogige Nischen für die 14 Kreuzwegstationen und als Besonderheit, eine 15. Station mit der Darstellung der Kreuzauffindung durch Kaiserin Helena. Bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts war es durchaus üblich, dass Gläubige mit selbst gezimmerten schweren Eichenkreuzen die 15 Stationen im Gedenken an Jesu Leidensweg im Gebet abschritten.

In unseren Tagen hat die Wallfahrtstätigkeit zum Kreuzberg zwar sehr abgenommen, aber vereinzelt treffen immer noch Pfarreien traditionell zu Wallfahrtsgottesdiensten ein, so z.B. an den Bittagen um Christi Himmelfahrt die umliegenden Pfarreien St. Sebastian- Hallerndorf, St. Bartholomäus Willersdorf, St. Petrus und Paulus- Schnaid und während des Jahres die Pfarreien St. Josef- Gaustatt, St. Stefanus- Adelsdorf, und neuerdings auch eine jährliche Fahrradwallfahrt aus der Pfarrei St. Vitus Büchenbach / Pegnitz. Es wäre wünschenswert, wenn diesem Beispiel noch viele andere Gruppen und Pfarreien folgten und dem altehrwürdigen Wallfahrtsort wieder als Pilger besuchten. Beliebt ist die Kreuzbergkirche auch bei Hochzeitspaaren, so, dass in den Sommermonaten fast jeden Samstag in der Kirche das Sakrament der Ehe gespendet wird. Auch die schön gestalteten nachmittäglichen Maiandachten an jedem der vier Maisonntage werden von den Gläubigen gern angenommen.

Von Mai bis September ist an jedem Dienstagabend um 18.30 Uhr eine Heilige Messe auf dem Kreuzberg. Aber auch Kunstfreunde besuchen das Kreuzbergkirchlein und bestaunen die Kunstwerke, die unsere Vorfahren mit bewundernswürdiger Handfertigkeit schufen. So ist der schöne Kircheninnenraum des gotischen Kapellchens in feinstem Spätbarock um 1730-1738 ausgestaltet. Die barocken Altäre aus der Werkstatt Franz Anton Thomas und die figürlichen Darstellungen die Johann Georg Stöhr zugeschrieben werden sowie die fein ausgearbeitete Stuckdecke im Chorraum lassen erahnen welches Schatzkästlein sich verborgen im „Unteren Aischgrund“ auf den Höhen zwischen Hallerndorf und Schnaid befindet.

Um näheres in Erfahrung bringen zu können, liegt für Kunstinteressierte in der Kreuzbergkirche ein detaillierter Kunstführer aus. Es bietet sich aber auf jeden Fall an, einmal eine der kurzweiligen Führungen in und um die Kreuzbergkirche zu besuchen. Anmeldungen jederzeit Möglich, durch das Pfarramt Maria Himmelfahrt in Pautzfeld.

Die frei auf dem Berg „Hohenrode“ heute Kreuzberg genannt gelegene Kreuzbergkirche in gotischer Bauart wurde 1463 an Stelle einer bereits 1430 erwähnten Wallfahrtskapelle im Auftrag der Herren von Seckendorff auf Schloss Hallerndorf erbaut. Die Kreuzbergkirche steht somit in enger Verbindung mit den beiden Schlössern in Hallerndorf. Das obere der Herren von Seckendorff, dann fürstbischöflich, das untere derer von Wolfsthal, seit 1717 Schönborn. Von letzterem ist noch der Graben und ein Stück Ringmauer vorhanden (jetzt Platz des neuen Rathauses von Hallerndorf), das erste ist völlig verschwunden. Eine Tafel mit zehn Bildern und Versen, gestiftet von einem Grafen von Wolfsthal 1711 als Kopie einer älteren Tafel von 1602 erzählt die Legende von der Entstehung des Kreuzberges. Legenden sind keine geoffenbarten Glaubenswahrheiten, sie sind liebliches Rankenwerk um heilige Stätten, Personen und Ereignisse mit einem wahren Kern und zeugen von tiefer und treuer Verehrung derselben durch das gläubige Volk. Es war sicherlich eines der unbeschriebenen Wunder, dass im dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648), als die brandschatzenden Schweden in unserer Gegend wüteten und verheerende Schäden anrichteten, das Kreuzbergkirchlein von all dem verschont blieb, weil es wahrscheinlich so schön versteckt im bewaldeten Gebiet lag.

Von anderen Wundern und von zahlreichen Heilungen aus vergangenen Jahrzehnten berichten und zeugen jedoch die vielen Votivgaben (Silberschatz) am Hochaltar und die erhaltenen Krücken, die man hinter dem Hochaltar aufgehängt bestaunen kann. Natur und Kunst und der fromme Sinn der Gründer und Stifter und auch die Möglichkeit, jederzeit einen guten Trunk frischen Bieres und eine zünftige fränkische Brotzeit unterhalb der Kirche auf den Kellern zu bekommen, machen den Kreuzberg in unseren Tagen zu einem lohnenden Wanderziel.

TIPP: Das traditionelle Kreuzbergfest findet immer am Sonntag nach „Kreuzauffindung“ (03. Mai) statt.