Geschichte der Brauereien und Keller in Hallerndorf

Bereits im 15. Jahrhundert wurde hier Bier gebraut.
Allerdings dominierte in Hallerndorf und Umgebung wie vielerorts in Franken bis zum 30-jährigen Krieg der Weinanbau. Im heutigen Gemeindegebiet gab es bis zum zweiten Weltkrieg acht Brauereien, früher sogar eine Schlossbrauerei (unteres Schloss).

In der Großgemeinde gab es einstmals acht Braustätten, von denen heute noch fünf fortgeführt werden: Rittmayer und Lieberth in Hallerndorf, in Schnaid die Brauerei Friedel – früher auch die Brauerei Bauer (Schmidtla). Auch Willersdorf hatte zwei Brauereien aufzuweisen, nämlich die Brauereien Fischer und Rittmayer. Letztere lässt heute nach eigenem Rezept brauen und lagert ihr Jungbier selbst, die Brauerei Fischer wird nicht mehr betrieben. Im kleinsten Ortsteil, Stiebarlimbach besteht seit Generationen die Brauerei Roppelt und in Schlammersdorf die Brauerei Witzgall.

Die Bierausstoßzahlen der Brauereien liegen zwischen 600 bis über 10.000 hl. pro Jahr. Es wird eine Vielzahl von Bieren hergestellt, wobei helle, gut gehopfte Sorten am meisten getrunken werden. Zu jedem der genannten Betriebe gehört seit jeher ein Gasthaus und ein oder mehrere Sommerkeller, die einst der Bierlagerung dienten.

Die meisten der Keller werden heute gastronomisch als Sommer- oder Ganzjahreswirtschaft betrieben. Unter den Hallerndorfer Kellern herausragend aufgrund Ihrer Lage und Entstehung sind die Kreuzberg Keller. Im Jahre 1463 wurde dort die so genannte Kapelle zum heiligen Kreuz vom damaligen Grundherren, dem Grafen von Seckendorf, erbaut. Seit dieser Zeit war der Kreuzberg ein gut frequentierter Wallfahrtsort, auf dem zum Fest Kreuzerhöhung (Anfang Mai) ein weithin bekannter Jahrmarkt gehalten wurde.

Die unterhalb der Kapelle liegenden vier Keller, nämlich die Brauereien Rittmayer Hallerndorf, Lieberth Hallerndorf, Friedel Schnaid und bis 1990 Rittmayer Willersdorf, hatten neben Ihrer Funktion als Bierlagerstätten auch den Zweck der Bewirtung der Pilger und Jahrmarktbesucher.

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts unterhielt sogar der Hallerndorfer Pfarrer am Kreuzberg einen eigenen Keller, der dann an die Brauerei Rittmayer verkauft wurde.

Heute werden noch drei dieser Keller ganzjährig bewirtschaftet. Die anderen Kellerbetriebe im Gemeindegebiet liegen teils an Hanglagen am Ortsrand bzw. an Waldrändern. Namentlich sind dies der Roppeltskeller am Fuße des Kreuzberges bei Stiebarlimbach, die Kellerwaldschänke Lunz in Willersdorf, die ihren Ursprung in einem ehemaligen Hausbrauerkeller hat, in Hallerndorf der Gartenkeller der Brauerei Rittmayer, der am Ortsrand auf einer Anhöhe Richtung Schnaid liegt und der Dorfkeller der Brauerei Lieberth, der sich in der Kreuzbergstraße direkt an der Aisch befindet und schließlich der Sommerkeller der Brauerei Witzgall Schlammersdorf, der in ein kleines Waldstück am Ortsrand Richtung Pautzfeld gebaut wurde.

Um diese Bierlagerstätten vor Sonneneinstrahlung zu schützen, pflanzte man Schattenbäume wie Linden oder Kastanien. So konnte das im Winter gebraute, meist stark gehopfte Lagerbier den Sommer über verkauft werden. Denn die meisten Keller hielten Ihre Temperatur bis Ende August unter zehn Grad. Das Bier, das nicht vor Ort ausgeschenkt wurde, füllte man aus den großen Eichenholzlagerfässern in kleinere Transportfässer ab und fuhr es mit Holzschubkarren oder Fuhrwerken nach Hause in die Wirtschaft.

Bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts waren die Keller meist sehr einfach ausgestattet und hatten auch nur an Sonn- und Feiertagen während der Sommermonate geöffnet.

Man trank das Bier vom Wirt und brachte seine Brotzeit selbst mit oder bestellte sich etwas Hausgemachtes. Bei einigen Kellern boten Naturkegelbahnen Kurzweil oder man begnügte sich einfach mit nur mit einer guten Unterhaltung. Sehr lange Zeit bestimmten die Jahreszeiten den Braurhytmus vor allem bei den Kleinbrauereien, bis auch bei Ihnen der Fortschritt Einzug hielt und die Brauhäuser mit Kühlmaschinen ausgestattet wurden.

Im Sommer die Keller – im Winter die Karpfen

Eine weitere Besonderheit in der Gemeinde Hallerndorf ist der Aischgründer Spiegelkarpfen. Seine Aufzucht wird vor allem im oberen Teil der Gemeinde (Willersdorf, Haid, Stiebarlimbach und teilweise in Hallerndorf) betrieben und hat in diesem Gebiet eine jahrhunderte lange Tradition. Der Karpfen hat drei Jahre Zeit, in den für ihn angelegten Teichen, sein Schlachtgewicht von ca. 1000 bis 1500 gr. zu erreichen. In den meisten Gastwirtschaften der Gemeinde wird dieser vorzügliche Speisefisch knusprig in Butterschmalz gebacken mit hausgemachtem Kartoffelsalat serviert. Aber auch blau in Wurzelsud zubereitet, oder als Filet ist er sehr beliebt. Die Zeit, in der diese typisch fränkische Spezialität aus dem Aischgrund angeboten wird, reicht von Anfang September bis Ende April.

Von Christian Volkmuth