Ein kaputtes Kirchenfenster, jährliche kostenlose Essen, spendable und gesellige Mitglieder. Diese Schlagworte kann man in Hallerndorf einem Verein zuschreiben, der in dieser Form schon etwas außergewöhnlich ist. Bei der Jubiläumsfeier blickte man jedenfalls allenthalben in zufriedene Gesichter. Das ist auch gut so, denn der Vereinsname ist immer auch gleichzeitig Programm: „Zufriedenheit“. In Vertretung von Vorsitzenden Georg Rittmayer hielt sein Stellvertreter, Bürgermeister Gerhard Bauer, die Festrede zum 75. Gründungsjubiläum und verlas dabei Teile der Vereinschronik.
Der Verein „Zufriedenheit“ wurde am 17. Dezember 1950 in der Gastwirtschaft Rittmayer gegründet – aus einem ganz konkreten Anlass, der zugleich die Basis für die Vereinsidee bildete: das kaputte Kirchenfenster auf der Empore der Pfarrkirche. An diesem Sonntagabend saßen einige Dorfbewohner nach dem Schafkopfen gemütlich beisammen und diskutierten, wie der Schaden behoben werden könnte. Aus dieser Unterhaltung entstand spontan der Gedanke, einen Verein zu gründen, der durch gesellige Veranstaltungen Einnahmen erzielt, um kirchliche und soziale Zwecke zu unterstützen. Damit war das reparaturbedürftige Kirchenfenster der direkte Auslöser für die Vereinsgründung – und zugleich Symbol für das Anliegen, gemeinsam etwas Gutes für die Gemeinschaft zu tun.
Zunächst nannte sich der neue Zusammenschluss humorvoll „Verein der lustigen Brüder“, doch bald setzte sich der Name „Zufriedenheit“ durch. Dieser Name spiegelte nicht nur die heitere und gesellige Atmosphäre der Gründungsrunde wider, sondern auch die innere Haltung der Mitglieder: Freude am Zusammensein, Hilfsbereitschaft und das Streben, Zufriedenheit durch gemeinschaftliches Handeln zu schaffen. Das Lied „Zufriedenheit ist mein Vergnügen“, das bei jeder Versammlung gesungen wurde, unterstrich diese Grundidee musikalisch und symbolisch. Da sich schon bald auch die Vereinskasse immer mehr füllte, beschloss man, sich jedes Jahr ein „kleines Vergnügen“ zu leisten. Es besteht bis heute darin, dass alle Mitglieder zu einem kostenfreien, bescheidenen Essen eingeladen werden. Aus Anlass des 75. Gründungsjubiläums fiel dieses „bescheidene“ Essen ausnahmsweise einmal üppiger aus. Vereinswirtin Mira tischte ein reichhaltiges Buffet im Saal der Brauereigastwirtschaft Rittmayer auf.
Die Aktivitäten des Vereins orientierten sich stets an diesem ursprünglichen Leitgedanken: Durch gesellige Veranstaltungen wie Kappenabend, Preiskegeln, Maitanz oder Weihnachtsfeiern wurden Überschüsse erzielt, die konsequent für kirchliche und soziale Zwecke gespendet wurden. Das anfängliche Ziel – die Reparatur des Kirchenfensters – war zwar zwischenzeitlich repariert worden, doch die Mitglieder hielten an der Grundidee fest und spendeten in den Folgejahren fleißig an die Kirche, den Kindergärten, der damaligen Schwesternstation und vielen anderen sozialen Einrichtungen. Im 75. Jubiläumsjahr wurde natürlich auch wieder gespendet: 750 Euro – also 10 Euro für jedes Jahr des Bestehens – gehen an den ASB-Wünschewagen, der Menschen in ihren letzten Lebensphasen einen Herzenswunsch erfüllt und sie noch einmal an ihren Lieblingsort fährt.
Neben der Verkündung der diesjährigen Spende standen auch Vereinsehrungen auf der Tagesordnung. Gerhard Bauer dankte Robert Bauer, David Friedrich, Aurelia Richter und Georg Gunselmann für 25-jährige Vereinstreue. Georg Lieberth bekam für 40-jährige Mitgliedschaft eine Treueurkunde überreicht.