Heckenpflege von Hand
Hecken sind Lebensraum für eine Vielzahl an Pflanzenarten. Aber auch Brut-, Nahrungs- und Rückzugsraum für die Tierarten in agrarisch genutzten Landschaften. Eine Heckenpflegemaßnahme der besonderen Art führte der Hallerndorfer Jäger Johannes Seuberth gemeinsam mit Jagdgenossen durch. In einem Pilotprojekt haben die acht Männer – darunter auch Bürgermeister Torsten Gunselmann – eine etwa 60 Meter lange Haselnusshecke zunächst teilweise „auf Stock“ gesetzt.
Das Astwerk ist anschließend nicht wie sonst üblich entfernt worden, sondern von Hand am Standort der Hecke entlang quer aufgeschichtet. „Dadurch erhalten wir den Lebensraum für Flora und Fauna“, erklärt Johannes Seuberth die Intention. Jäger seien schließlich auch dem Naturschutz verpflichtet. „In der oft intensiv genutzten Feldflur sind solche Kleinbiotope mit einem komplexen und eigenen Ökosystem wichtig. Oft entwickeln sich in diesen sogar ein eigenes Kleinklima mit eigenen Licht-, Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen“, hat sich Seuberth vor der Maßnahme schlau gemacht. Das aufgeschichtete Gestrüpp und Astwerk verrottet nach dem Hochwachsen der Sträucher und erfüllt als Totholz eine ökologische Funktion. Darüber hinaus will Johannes Seuberth gemeinsam mit seinem Sohn Nikolai in den Streifen noch einige Obstbäume mit alten Fruchtsorten einpflanzen. „Unsere Aktivitäten könnten vielleicht auch eine Anregung für andere Jagdgenossenschaften sein“, hoffen die beiden.
Landwirt und Jagdgenosse Alfred Dormann beteiligte sich ebenfalls an der Aktion. Für ihn ist diese Lösung der Heckenpflege ein Gewinn für Natur und Landwirtschaft. Zu große Hecken haben einen Schattenwurf auf die Äcker. Getreide werde dadurch ungleich reif und der Ertrag gemindert. Doch die Hecken an den Ackerrainen erfüllen eine wichtige Aufgabe, tragen zur Biodiversität und der Vernetzung von Biotopen bei. Regelmäßige Heckenpflege trägt dazu bei, dass die Hecken dichter werden.
„Mit der Aufschichtung des Astwerkes ziehen wir Nützlinge wie z.B. Igel, Eidechsen und Kröten her, die die Schädlinge bekämpfen“, sieht Michael Kraus einen weiteren Vorteil. Er ist ebenfalls Jagdgenosse und hat seit einiger Zeit seine Nebenerwerbslandwirtschaft auf einen Bio-Betrieb umgestellt. „Ich war überrascht, wie schnell wir mit der Arbeit fertig waren“, so Kraus. In nur drei Stunden bearbeiteten die acht Männer eine etwa 60 Meter lange Haselnusshecke. Dabei wurden in regelmäßigen Abständen zwischen den Aufschichtungen Stöcke auf über einem Meter stehen gelassen und etwa 50 cm große Durchlässe für den Wildwechsel geschaffen.
Die bearbeitete Haselnusshecke steht auf gemeindlichen Grund. Als Johannes Seuberth Bürgermeister Torsten Gunselmann von seinem Vorhaben erzählt hat, zögerte dieser nicht lange und gab sein Einverständnis. Als der Trupp dann am frühen Morgen auszog, war er sogar als Helfer mit dabei.