Bayerische Karpfensaison in Willersdorf eröffnet

Die Karpfensaison ist eröffnet! Rechtzeit zum ersten Monat mit „r“ nach Beendigung der letzten Saison im März, genau am 01. September, eröffnete Ministerialdirigent Friedrich Mayer am Willersdorfer „Erleinsee“ die bayerische Karpfensaison. Er war in Vertretung des Landwirtschaftsministers Helmut Brunner gekommen, der gerade in Urlaub weilt. Die Eröffnung der Karpfensaison 2016/2017 stieß auf großes mediales Interesse. Viel Politikprominenz, darunter Bundestagsabgeordneter Thomas Silberhorn, Bezirkstagspräsident Günther Denzler, die beiden Landtagsabgeordneten Michael Hofmann und Thorsten Glauber, Landrat Hermann Ulm und der Bürgermeister der Gemeinde Hallerndorf, Torsten Gunselmann, waren gekommen, um die ersten Fänge zu begutachten. Und natürlich auch die Karpfenkönigin Katrin Uano aus Neustadt. „Es wird ein gutes Karpfenjahr, die Qualität ist hervorragend“, darin waren sich die Vertreter der Verbände, Behörden und Praktiker einig.

Gute Karpfenernte in diesem Jahr

Eingeladen zum Abfischen hatte das Bayerische Landwirtschaftsministerium und die Teichgenossenschaft Oberfranken, deren Vorsitzender Peter Thoma die anwesenden Gäste in Willersdorf begrüßte. Zum Verköstigen ging es im Nachgang in die Brauereigastwirtschaft Rittmayer in Willersdorf. Dort wurde über die Situation der Karpfenerzeugung in Bayern gesprochen. Die bayerischen Teichwirte können in diesem Jahr eine Gesamtertragsmenge erwarten, die leicht über den Durchschnitt von etwa 6.000 Tonnen liegt, prognostizierte Ministerialdirigent Mayer. Das sind weit mehr als 50% der erzeugten Speisekarpfen in Deutschland. Allein im Teichgebiet Aischgrund wachsen um die 1.500 bis 2.000 Tonnen verzehrfertiger Karpfen heran. „Bei uns wird traditionsreich Karpfenzucht betrieben, darauf können wir stolz sein“, so Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Für Landrat Hermann Ulm fängt mit der Karpfensaison auch wieder das Wetteifern mit seinem Landratskollegen aus Erlangen-Höchstadt, Alexander Tritthart, an. Der listet nämlich alle seine gegessenen Karpfen auf. „Mal sehen, wer dieses Mal vorne ist. Mit meinem Vorgänger hatte er leichtes Spiel“, scherzte Ulm bei seiner „Kampfansage“.

 

Kulturlandschaft im Aischgrund

Für Bürgermeister Torsten Gunselmann sind die Karpfenteiche der hiesigen Teichwirte ein fester Bestandteil der Kulturlandschaft. Er bemängelte die fehlende Anerkennung der Rolle der traditionellen Teichwirtschaft für die hohe ökologische Bedeutung des jeweiligen Umfeldes und erhielt dafür spontanen Applaus aus der Expertenrunde.   

Die Eröffnung der Karpfensaison bei uns in der Gemeinde Hallerndorf abzuhalten, kommt nicht von ungefähr. Schließlich ist der Aischgrund die berühmteste Karpfenregion in Deutschland. Mit 7,6 Hektar ist der Teich von Georg Kaiser der größte Karpfenweiher, der hier nach dem 2. Weltkrieg entstanden ist. 1998 war die Fertigstellung und erste Befüllung. Über acht Tage lang wurde der große Weiher behutsam abgelassen, er hat ein Fassungsvermögen von etwa 80.000 Kubikmeter Wasser. Rund acht Tonnen Karpfen zogen die vielen Helfer aus dem Weiher.

Modernes Abfischen

Schon einen Tag vor dem Medienereignis wurde ein „Entlastungsfischen“ durchgeführt. Die Temperaturen und der fehlende Wassereinlauf hatten dies zur Sicherheit notwendig gemacht. Unterstützt haben den Teichwirt dabei auch die örtlichen Feuerwehren, die mit ihren Pumpen Frischwasser nachfüllten. Beim Abfischen achtet Georg Kaiser penibel darauf, dass keine Raubfische durch die Gräben in den nahe gelegenen Fluss gelangen. Denn dort könnten sie massive Schäden anrichten. Massig an kleinen Welsen tummelten sich die letzten Tage in seinem engmaschigen Netz. „Eine Spezialanfertigung aus Tschechien. Bei uns gibt es keinen richtigen Markt für gute Netze“, erklärt er.

Der Teichbesatz und die natürlichen Fütterungsmethoden haben sich seit 500 Jahren nicht geändert – die Art des Abfischens indes schon: Mit digitalen Fettmessgeräten ausgestattet, die die Daten direkt an den Laptop übermitteln und einem Bagger zum heraushieven der Netze hat hier der Fortschritt Einzug gehalten. Trotzdem ist die Arbeit noch immer viel Handarbeit und anstrengend.

Karpfen – ein gesundes regionales Produkt

Doch wenn Georg Kaiser auf das fangfrische Ergebnis sieht, ist er erleichtert: „Eine einwandfreie Oberfläche, die Kiemen schön durchblutet und kerngesund“. Der Karpfen, den das Landwirtschaftsministerium als „reines Naturprodukt“ bezeichnet, liegt bei einem Fettgehalt von 5-8 Gramm auf dem Niveau von mageren Fleischsorten. Zudem enthält sein Fett wertvolle Omega-3-Fettsäuren. Ein weiterer Trumpf des Karpfens ist die absolute Frische. Regional hergestellt wird er nicht tiefgefroren und um die halbe Welt gekarrt. Er landet auf den Tellern der Gastronomen in der Region. Was diese daraus dann zaubern, davon konnte man sich in der Brauereigaststätte Rittmayer überzeugen.